Color Line Magazin / 25.08.2022 / Laura Weinknecht & Marvin Kircher
Wenn man an eine Reise nach Norwegen denkt, hat man entweder den Sommer mit Wanderungen und Fahrradfahren im Sinn oder die dunklen kalten Tage im Winter, die man mit Skifahren oder einer Hundeschlittentour verbringt (übrigens absolut zu empfehlen!), um am Abend warm eingepackt die Nordlichter am Sternenhimmel zu beobachten.
Aber warum nicht beides auf einmal erleben?
Auf nach Norwegen
Das Besondere an einer Reise nach Norwegen in der Nebensaison ist schnell erklärt: Im Süden ist es bereits so warm, dass man die ersten Wanderungen und Fahrradtouren planen kann und weiter im Norden, wo noch Schnee liegt, kann man zum Saisonabschluss mit Skiern unter den Füßen nochmal den Berg hinunterdüsen. Und auch wenn die Nächte im Frühjahr nach und nach kürzer werden, so hat man mit Glück dennoch noch die Chance Nordlichter zu sehen – solange es das Wetter zulässt. Genau darauf hatten wir Lust und so zog es uns im April, einem der weniger beliebten Monate der Nebensaison, nach Norwegen!
Wir waren auf alles vorbereitet: Nach den ersten frühlingshaften Tagen in Deutschland hatten wir wieder unsere Winterkleidung aus dem hintersten Winkel des Schrankes geholt, hatten unsere Skier nochmal fit gemacht und für den Notfall, für ganz kalte Nächte, unsere Winterschlafsäcke in den Camper gepackt. Die Fahrräder ließen wir zuhause, da wir vor unserer Reise nicht davon ausgingen, dass wir sie würden nutzen können – jetzt im Nachhinein wissen wir, dass die ein oder andere Fahrradtour auf jeden Fall drin gewesen wäre. Beim nächsten Mal dann!
Die Wellen peitschen, die Sonne glitzert
Mit Color Line ging es an Bord der SuperSpeed-Fähre in etwa 3 Stunden von Hirtshals in Dänemark nach Kristiansand in Norwegen. Die Überfahrt war super entspannt, denn in den verschiedenen Läden kann man sich beim Bummeln wirklich gut die Zeit vertun oder einfach auf einer der vielen Sitzgelegenheiten bei guter Musik oder einem Buch die Überfahrt verbringen. Die Restaurants laden zu einem leckeren Snack (oder ganzen Menü) für zwischendurch ein.
Uns fand man hauptsächlich draußen an Deck. Mit dem Finger immer am Abzug unserer Kameras, wollten wir nichts verpassen. Die Wellen, die gegen das Schiff peitschten, das Glitzern der Sonne… und dann die ersten Schären, die uns in Norwegen willkommen hießen.
Von unserer Reise versprachen wir uns vor allem zwei Dinge: Ruhe und außergewöhnliche Landschaften. Wir wollten rauskommen, den Alltag und die Hektik hinter uns lassen und uns einfach in der Abgeschiedenheit der Natur verlieren.
Unser Reisezeitraum „Nebensaison“ ermöglichte uns genau das!
Hoch hinaus auf den Preikestolen
Kommen wir zu den Highlights, die unsere Nebensaison-Reise zu etwas ganz Besonderem machten: Zuallererst ist hier auf jeden Fall die Wanderung auf den Preikestolen zu nennen. Am Vormittag hatten wir noch die Stadt Stavanger besucht, kamen also erst gegen 14 Uhr am Parkplatz des Preikestolen an. Spontan entschieden wir, die Wanderung auch noch am selben Nachmittag zu starten (und nicht, wie ursprünglich geplant, am nächsten Tag). Wir kamen gegen 15 Uhr los, was sich als perfekt herausstellte. Die Reisegruppen, die mit Bussen angereist waren, sowie die meisten Einzelgruppen, bestehend aus Familien und Freundesgruppen, waren bereits auf dem Weg ins Tal. Oben angekommen, waren wir nur noch zu viert!
Das Licht zum langsam beginnenden Sonnenuntergang (gegen 18 Uhr) war einfach traumhaft. Für eine Wanderung auf den Preikestolen möchten wir noch den Tipp geben, zu einer solchen Jahreszeit unbedingt Spikes auszuleihen. Das geht problemlos in den Läden am Parkplatz. Bzgl. der genauen Gebühren sollte man sich vorab online oder direkt vor Ort informieren. Wir haben die Plakate, die empfehlen Spikes auszuleihen, leider komplett übersehen (wie auch immer wir das hinbekommen haben). Ohne Spikes war es an einigen Stellen doch sehr rutschig und teilweise auch gar nicht so ungefährlich. In jedem Fall sind aber auch Wanderschuhe ein Muss.
Die Natur, die wir während unserer Wanderung auf den Preikestolen gesehen haben, war atemberaubend schön. Die Formationen und Strukturen in der Landschaft und in den Felsen, die aus einem Gletscher heraus entstanden sind und jetzt auch noch teilweise von Schnee und Eis bedeckt waren, gaben uns ein ganz besonderes Gefühl, was wir gar nicht so richtig beschreiben können.
Schneespaß in Geilo
Ein anderes Highlight war das Skifahren zum Saisonabschluss in Geilo. Die Stadt Geilo kannten wir bereits, da wir im Winter 2018/2019 hier 10 Tage um Silvester herum verbrachten. Es gefiel uns so gut, dass wir unbedingt wiederkommen wollten. Naja, und das taten wir auch. Die Berge und Abfahrten sind zwar nicht mit denen aus Österreich oder der Schweiz zu vergleichen, aber für uns ging es nicht um Adrenalin oder Geschwindigkeit, sondern um ein paar entspannte Abfahrten, während denen wir die Natur genießen konnten.
In und um Geilo gibt es viele weitere Winteraktivitäten. Allerdings sind die meisten davon nur bis Ende März buchbar, das sollte man also bei der Reiseplanung bedenken. Ein paar davon möchten wir gerne noch vorstellen.
Zum einen kann man ca. 20 min von Geilo entfernt mit speziellen Schlitten auf Norwegens längster präparierter Tobbogan-Abfahrt rodeln. Bei guten Bedingungen kann man hier sogar bis zu 70 km/h erreichen. Das Ganze macht auf jeden Fall richtig Spaß – egal wie alt man ist! Auch absolut empfehlenswert und bereits eingangs kurz erwähnt: eine Fahrt mit dem Hundeschlitten. Interessierten würden wir hierbei ans Herz legen, darauf zu achten, dass es eine längere Tour ist, die etwas außerhalb der Stadt startet. Das lohnt sich – denn eine solche Tour findet dann nämlich komplett in der Natur statt und nicht nur für ca. eine Stunde auf dem zugefrorenen See im Tal, von wo aus man noch Straßen und Häuser sehen kann. Für ein Abenteuer und für ein bisschen Nervenkitzel würden wir auf jeden Fall zu einer längeren Tour raten – aber das ist vermutlich eine persönliche Entscheidung je nach Vorlieben. Hier ist meistens auch mitten im Nirgendwo ein Lagerfeuer und gemeinsames Grillen eingeplant. Das kommt aber auch auf den Veranstalter an. Neben Skifahren, Rodeln und Hundeschlittenfahrten werden u.a. auch Schneeschuhtouren, Fatbike-Ausfahrten und vieles mehr angeboten.
All diese Aktivitäten gibt es sicherlich auch in anderen Städten und Skigebieten. Die Webseiten und Touristeninformationen der verschiedenen Orte sind da dann ein guter Anhaltspunkt für die eigene Reiseplanung.
Tipps & Tricks
Zuletzt möchten wir noch drei Tipps mit auf den Weg geben, die bei der eigenen Reiseplanung beachtet werden sollten:
Wandertouren und Routen vor dem Start überprüfen
- An vielen Orten liegt in der Nebensaison Schnee, entsprechend sind viele Wanderhighlights nicht so gut zu erreichen wie im Sommer, teilweise sogar gar nicht. Man sollte sich unbedingt vorab informieren, ob die geplante Wanderung auch durchführbar ist. Beispielsweise wird eine Wanderung zur Trolltunga nur mit einem erfahrenen Guide in einer Gruppe empfohlen. Durch die vielen Schnee- und Eismassen sind die präparierten Wanderwege nicht zu erkennen (sie liegen unter mehreren Metern Schnee) und nur ein erfahrener Guide kann Wanderer sicher ans Ziel bringen. Zu einer Wanderung auf eigene Faust wird erst ab Mitte Mai geraten.
Straßensperrungen und Hindernisse beachten
- Nicht jede Straße ist zu jeder Zeit passierbar. Auch wenn euch euer Navi sagt, dass dies der schnellste Weg sei, kann es sein, dass man irgendwann wieder umdrehen muss, weil zum Beispiel eine Schneewand den Weg versperrt. Nicht jede Straße wird im Winter in Norwegen geräumt, vor allem bei Pässen, die direkt wieder mit Schnee bedeckt sind, macht das wenig Sinn. So kann es sein, dass man die ein oder andere Sehenswürdigkeit vom Plan streichen muss. So ging es uns mit unserem Plan zum Trollstigen zu fahren. Aber keine Sorge: Norwegen hat so viele besondere Orte zu bieten, dass ohne Probleme ein guter "Ersatz" zu finden ist.
Der eigene Eindruck ist das, was zählt
- Manches sieht vielleicht anders aus als auf den Bildern im Internet... so z. B. in unserer Reisezeit die Wasserfälle. Auf den Onlineansichten sehen viele Wasserfälle so tosend und kraftvoll aus. In der Nebensaison, im Frühjahr, kann das noch ganz anders sein. Bis die Schneeschmelze so richtig begonnen hat, sehen diese riesigen Wasserfälle zwar immer noch imposant aus, aber eben nicht genauso wie auf den Bildern. Man sollte sich nicht zu sehr darauf versteifen, das live sehen zu wollen, was man von Webseiten oder aus Reiseführern kennt. Erfreuen sollten sich Reisende viel mehr an der Natur, die man erlebt! Als "Entschädigung" erhält man in der Nebensaison u.a. ganz besondere Lichtstimmungen, die ersten Knospen, die durch den Schnee ragen oder das lebhafte und lautstarke Treiben von Zugvögeln, die wieder nach Hause zurückgekehrt sind, um in der Frühlingssonne zu brüten… Genießt es! Genießt alles!
Eine Reise nach Norwegen in der Nebensaison wird eine Reise in die Natur, ganz ohne große Menschenmengen. An vielen Orten werdet ihr allein sein oder auf ein paar Einheimische treffen, doch die großen Touristenströme werdet ihr weitestgehend vermeiden. Nach der Hochsaison im Sommer kommt die Natur langsam wieder zur Ruhe und bereitet sich auf den Winter vor. Alles fährt langsam runter, ihr könnt einen goldenen Herbst und die letzten warmen Sonnenstrahlen erleben. Kurz vor der Sommersaison, wenn der Schnee schmilzt und es langsam wärmer wird, ergeben sich die unterschiedlichsten Möglichkeiten, die wir aus eigener Erfahrung in diesem Beitrag vorstellen konnten.
Unsere Reise in der Nebensaison war wirklich wunderbar. Wir hatten ein paar tolle Tage, in denen wir dieses schöne Land mit seiner spektakulären Natur erleben durften. Wir werden wiederkommen! In welcher Saison – das entscheiden wir noch!
Laura & Marvin von MAHOKI How to travel
Zwei die gern die Welt entdecken. Zwei die gern Campen. Zwei die gern Fotografieren. Wir sind beide berufstätig und versuchen jede Minute unserer freien Zeit zu nutzen, um dem Alltag zu entfliehen. Ob es größere Roadtrips während des Urlaubs sind, kleine Kurztrips am Wochenende oder nur kurze spontane Fahrradausflüge nach dem Feierabend. Alles was die Routine durchbricht, ist uns am liebsten.
Seit 2019 gibt es MAHOKI How to travel; unseren kleinen Reiseblog, den wir als Hobby führen und mit dem wir andere inspirieren und ihnen Lust auf das nächste Abenteuer machen wollen.
- Instagram: www.instagram.com/mahoki_howtotravel/
- Blog: www.mahoki-travel.com