Color Line Magazin / 12.08.2020
Eine der schönsten Jahreszeiten, Fjord Norwegen zu erleben, ist der Herbst. Denn dann verwandeln sich die grünen Farben des Sommers in spektakuläre Rot- und Goldtöne. Das Wechseln der Farben kann man besonders gut bei einer Fahrt mit der Raumabahn von Oslo nach Åndalsnes erleben. Nicht umsonst gilt die Zugstrecke als eine der schönsten Europas und gerade im Herbst wirkt die Landschaft besonders dramatisch. In den größeren Städten wie Bergen oder Stavanger findet man weniger Touristen, trotzdem herrscht lebendiges Treiben auf den Straßen und Plätzen dank der aus den Sommerferien zurückgekehrten Studenten. Der Herbst ist auch die Zeit für die Obsternte beispielsweise in den Regionen des Sogne- und Hardangerfjords.
Für die Menschen, die dort wohnen, ist der Herbst die Zeit, in der man sich in der Stadt gern in ein gemütliches Café zurückzieht und an den Wochenenden ins Fjell aufbricht. Wenn Sie also Fjord Norwegen erleben möchten, wenn alles stimmt, ist eine Reise im Herbst eine gute Wahl.
Die Obsternte in den Fjorden
Im Frühherbst sind die Hänge zwischen Fjord und Fjell überzogen von prall gefüllten Pflaumen-, Apfel- und Birnenbäumen. Und für die Obstbauern ist nun die Zeit gekommen, das wertvolle Gut zu pflücken. Ein ganzes Jahr haben sie gearbeitet und gewartet, um jetzt mit der Produktion von schmackhaftem Marmeladen, Saft und Cider zu beginnen.
Wenn Sie sich für eine Herbstreise in die Obstregionen von Fjord Norwegen entscheiden, können Sie durch die Plantagen wandern und das ganze Treiben aus nächster Nähe miterleben. Sie können an einem Cider-Tasting teilnehmen und Wissenswertes über die traditionelle Obsterzeugung erfahren. Probieren Sie frischen Apfelkuchen mit Sahne, oder nehmen Sie ein Glas frische Marmelade von den Obsthöfen mit nach Hause. Auch entlang der Straßen werden Sie auf kleine Obststände treffen, wo Sie einen Korb mit Äpfeln, Birnen oder Pflaumen kaufen können. Das Ganze baut traditionell auf Ehrlichkeit auf: Sie nehmen einen Korb mit und legen das Geld in eine kleine Kasse.
Stadt & Land erleben
Wenn Sie lieber die Städte oder größeren Ortschaften erleben möchten, werden Sie schon bald feststellen, dass es im Herbst ein wenig ruhiger zugeht. Jetzt ist es leichter, auch in während der Hochsaison beliebten Orten ein Übernachtungsquartier zu finden. Es gibt weniger Andrang an den Sehenswürdigkeiten und Sie bekommen leichter ein Ticket für einen Fjordausflug - beispielsweise im Lysefjord zum Preikestolen oder in die UNESCO-Welterbestätten Nærøyfjord und Geirangerfjord hinein.
In den charmanten Fjordstädten gibt es im Herbst eine große Auswahl an Konzerten und Unterhaltung. Bergen und Stavanger haben eigene Sinfonieorchester, die von August bis Mai regelmäßig Konzerte geben. In Stavanger findet alljährlich im September das internationale Street Art-Festival NuArt statt. Es gilt als weltweit führendes Event für Street Art und ist unbedingt einen Besuch wert. Oder Sie begeben sich einfach selbst auf die Suche nach den Kunstwerken, die sich über die ganze Stadt verteilen und verbinden dies geschickt mit einem Stadtbummel.
Auch die Hafenstadt Haugesund lohnt im Herbst. Das Beste: Geschäfte, Museen und Restaurants befinden sich alle in Laufdistanz voneinander. Vom Zentrum können Sie täglich mit der Fähre zu den bezaubernden Inseln Røvær und Utsira hinausfahren. Wenn Sie mehr über die Wikinger erfahren möchten, planen Sie einen Ausflug nach Avaldsnes – hier hatte schon Harald Schönhaar, der einst Norwegen vereinte, seinen Häuptlingssitz. Von Avaldsnes ist es auch nicht mehr weit nach Skudeneshavn, ein idyllisches Städtchen aus der Zeit der Segelschifffahrt. Hier können Sie ganz entspannt zwischen den weiß gestrichenen Häusern im goldenen Herbstlicht spazieren gehen.
Kulinarischer Herbst
Fruchtbares Ackerland, Wild und Hammelfleisch aus den Wäldern und vom Feld – Städte wie Stavanger, Bergen und Ålesund laden Sie ein zu einem Festmahl! Moderne Restaurants nutzen vor allem regionale und saisonale Zutaten, und bereiten daraus traditionelle Gerichte zu, wenn auch die Rezepte aktualisiert wurden. In Stavanger gibt es zwei Restaurants, die mit Michelin Sternen ausgezeichnet sind: das Sabi Omakase mit einem, das RE-NAA erhielt 2020 sogar seinen zweiten Stern. Seit 2020 kann sich auch das BARE Restaurant in Bergen mit einem Michelin Stern zieren. Selbst wenn in Ålesund der Stern noch fehlt, so hat es das Restaurant Bro zumindest in den White Guide Nordic geschafft.
Aber auch Bier war schon seit jeher ein wichtiger Bestandteil eines jeden Wikingerfestmahls, Während der Weihnachtszeit wurde der Winter mit vollen Bechern zu Ehren der nordischen Götter gefeiert. Heutzutage können Sie im Lilland Brewery Hotel in Ryfylke mit einem der selbstgebrauten, traditionellen Biere ebenfalls auf Odin anstoßen, wenn Sie möchten. Oder Sie genießen in Restaurant und Brauerei Molo in Ålesund zu Ihrem Klippfischburger eines der selbstgebrauten Biere.
Wer mit Bier wenig anfangen kann, besucht einen der vielen Obsthöfe in den Regionen um Hardanger- und Sognefjord. Im Örtchen Ulvik finden Sie beispielsweise den Fruit & Cider Trail. Hier können Sie regional produzierten Apfelsaft und preisgekrönten Cider probieren und im Hofladen den Lieblingssaft oder -Cider für zu Hause mitnehmen. Auch die Region Ryfylke ist bekannt für ihre Apfelproduktion. Halten Sie in den lokalen Supermärkten gern Ausschau nach den preisgekrönten Apfelsäften vom Grønvik Gard.
Herbstwandern
Gehören Sie eher zu den sportlichen Menschen, werden Sie eine Wanderung in der westnorwegischen Bergwelt sicher sehr schätzen. Und im Herbst ist das Fjell am schönsten – die offenen Landschaften haben sich in ein Farbenmeer verwandelt, die Gebirgsluft ist frisch und klar. Gefrorenes Hochheidekraut knirscht unter den Schuhsohlen, und ein einzigartiges Farbspektrum aus roten, goldenen und dunklen Tönen bildet einen prachtvollen Kontrast zum Neuschnee, der sich ganz fein über die Landschaft legt.
Eine Wanderung zum Preikestolen ist buchstäblich ein Höhepunkt für viele Wanderfreunde. Das Felsplateau, das weit oben über dem Lysefjord waagerecht ins Freie ragt, ist zu jeder Jahreszeit ein großartiges Erlebnis, doch im Herbst wird die Klippe von einem phantastischen Farbspiel aus leuchtenden Blau-, Rot- und Goldtönen eingerahmt. Dazu kommt, dass deutlich weniger Besucher zu dem ikonischen Wanderziel unterwegs sind. Für die Herbst- und Wintermonate empfehlen wir geführte Wanderungen mit Bergführer. Sie können die Boden- und Wetterverhältnisse besser einschätzen und entsprechend alternative Routen planen.
Bei vielen Besuchern der Stadt Ålesund steht der Aufstieg über 418 Stufen hinauf zum Stadtberg Aksla auf dem Programm. Es ist nur eine kurze, aber perfekte Trimmtour, und am höchsten Punkt erwartet Sie eine phantastische Aussicht über die Stadt mit ihren prachtvollen Jugendstilhäusern, die umgeben vom überwältigenden Meer und mächtigen Bergen wie kleine Puppenhäuser erscheinen. Auch die Region um den Hjørundfjord, nicht weit von Ålesund, bietet tolle Wandermöglichkeiten im Herbst.
Wer es noch spektakulärer mag und nach einer Herausforderung sucht, für den ist eine Tour über den Romsdalseggen genau das richtige, um frische Herbstluft zu schnuppern. Schließlich hat man nach dem, zugegeben etwas steilen, Anstieg, einen wunderbaren Blick in das Tal Romsdalen, wo sich der Fluss Rauma auf seinem Weg Richtung Fjord und Åndalsnes durch eine rot-gelb-grün leuchtende Landschaft schlängelt.
Eine knappe Stunde Autofahrt östlich der Hafenstadt Haugesund liegt ein Aussichtspunkt, der fast so reizvoll ist wie die berühmte „Trollzunge“ Trolltunga und deshalb auch den Spitznamen „Mini-Trolltunga“ erhalten hat. Obwohl Himakånå «nur» 357 bescheidene Meter über den Meeresspiegel hinausragt, ist der Blick hinunter auf den Nedstrandsfjord, den See Lysevatnet und die idyllischen Kulturlandschaften besonders im Herbst traumhaft. Die Wanderung hinauf zum Gipfel dauert rund eine Stunde, der Weg durch Wald und Kulturlandschaften ist gut ausgeschildert.
Dank der milden Meeresströmungen ist die norwegische Küstenlandschaft selten mehrere Tage von Schnee bedeckt, trotzdem hält der Herbst so manche Überraschung in Form eines heftigen Regenschauers oder Nebel bereit. Mit guter Ausrüstung und warmer Kleidung sind Sie aber bestens gerüstet, um eine solche Tour in vollen Zügen genießen zu können. Schließlich heißt es auch bei den Norwegern: Es gibt kein schlechtes Wetter, lediglich schlechte Kleidung!
Extra-Tipp
Im Herbst ist das Wetter in Fjord Norwegen sehr wechselhaft und es kann passieren, dass Sie Regen, Schnee und Sonnenschein an einem Tag erleben. Auch die Temperaturen sind sehr wechselhaft: Das Thermometer steigt von unter 10 Grad bis auf 20 Grad. Also bereiten Sie sich am besten vor, indem Sie täglich und vorab den Wetterbericht lesen. Planen Sie längere Wandertouren, informieren Sie Ihre Unterkunft darüber oder gehen Sie mit einem Guide.